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Nachwuchsinitiative Hausarztmedizin: Informativ und inspirierend

Warum Hausärztin oder Hausarzt werden? Die Referentinnen und Referenten der Nachwuchsinitiative Allgemeinmedizin lieferten am Donnerstagabend zahlreiche Argumente aus der Praxis. Dementsprechend begeistert waren die Teilnehmenden der Auftaktveranstaltung des Hausärztetages Westfalen-Lippe in Dortmund.

01HW4213Prof. Dr. med. Klaus Weckbecker, Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin) und Lehrstuhlinhaber für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung an der Universität Witten/Herdecke, warb an diesem Abend für das „PJ in der Hausarztpraxis“. „Wenn Sie Krankheitsbilder kennenlernen wollen, machen Sie unbedingt das PJ in der Hausarztpraxis! Wir haben eine sehr breite Varianz an Fällen. Sie sehen viele Fälle, die Sie nur dort sehen können“, erklärte der Schirmherr der Veranstaltung. Weckbecker wies zudem auf die „üppige Förderung“ hin. Zudem sei das PJ in der Hausarztpraxis das einzige, das für die Facharztausbildung anerkannt werde. Diese Information war für die beiden Teilnehmerinnen Salma Randjoor und Sahar Atmar aus Essen neu und vor allem wichtig.

Die beiden nehmen viel von diesem Abend mit und nahmen vor allem von dem Vortrag von Dr. Sara Schürmann aus Soest viel Inspirierendes mit. Die 42-NIA ReferentenJährige war, wie sie in ihrem Vortrag schilderte, auf Umwegen zur Hausarztmedizin gekommen, ursprünglich hatte sie eine Klinik-Karriere ins Auge gefasst. Mittlerweile hat sie eine fast 300 Quadratmeter große Praxis in Soest, die sie selbst nach eigenen Vorlieben gebaut und eingerichtet hat. Auch die Arbeitszeiten hat die zweifache Mutter von zwei Söhnen nach ihrem Gusto gestaltet: Mittags holt sie ihre beiden Söhne ab. Es gibt ein gemeinsames Mittagessen und auch nachmittags öffnet sie die Praxis nur an zwei Tagen in der Woche. Dass solche Arbeitszeitmodelle als Hausärztin möglich sind, war Salma und Sahar nicht klar. Salma ist selbst schon Mutter und kann sich nach diesem Abend vorstellen, selbst später als Hausärztin zu arbeiten.

Ängste vor der Niederlassung und der Selbstständigkeit genommen

Volker Kordes, Bankbetriebswirt und Prokurist APO-Bank, nahm durch seinen Vortrag den beiden Freundinnen sowie den anderen Teilnehmenden die finanziellen Ängste vor der Niederlassung und der Selbstständigkeit. Zudem zeigte er gleichzeitig Fördermöglichkeiten auf. Dr. med. Sinja Sperling, Mitglied von Junge Allgemeinmedizin JADE und angestellte Hausärztin in Dortmund, wies darauf hin, wie wichtig Netzwerken für Hausärztinnen und Hausärzte sind und stellte zahlreiche Netzwerke vor. Tim-Henning Förster, niedergelassener Hausarzt in einer Gemeinschaftspraxis im sauerländischen Medebach, berichtete, wie er Landarzt wurde und warum ihm dieser Beruf so gefällt. „Hausarzt zu sein, ist ein Beruf, der sehr viel Spaß macht und man kann auch sehr gut davon leben“, brachte es Lars Rettstadt, Moderator des Abends und 1. Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe auf den Punkt.

Stimmen der Teilnehmenden:

NIA Sahar Atmar Salma RandjoorSahar Atmar, Essen, kurz vor Beginn des PJ: „Ich nehme ganz viel mit, nicht nur aus finanzieller Hinsicht, sondern auch aus der Frauen-Perspektive. Der Lebenslauf von Dr. Sara Schürmann hat mich stark inspiriert.
Mir war vorher nicht klar, wie viel finanzielle Unterstützung es gibt, und dass man sich das PJ in der Allgemeinmedizin anrechnen lassen kann. Auch die Statistik, dass unter einem Prozent der Praxen nur Bankrott anmelden müssen, hat einem viele Ängste genommen. Durch diese Eindrücke ist man viel gelassener.“

Salma Randjoor, Essen, kurz vor Beginn des PJ: „Es war sehr bereichernd. Ich hatte vorher keine genaue Vorstellung, was es alles für Möglichkeiten gibt. Es war sehr informativ und kurzweilig. Vorher war ich sehr skeptisch, was die Niederlassung und die Selbstständigkeit angeht, aber das bin ich jetzt nicht mehr.

Es wurde auch mit vielen Vorurteilen aufgeräumt. Im Studium habe ich immer gedacht, Hausärztin zu sein, ist langweilig. Jetzt habe ich eine andere Sichtweise kennengelernt und denke nun, dass es mir auch Spaß machen könnte. Wir fangen bald mit dem PJ an und ich werde jetzt alles daran setzen, dass ich das Tertial noch mit der Allgemeinmedizin switchen kann. Ich habe nach diesem Abend nicht mehr so viel Angst vor der Zukunft als Ärztin zu arbeiten und trotzdem für mein Kind da zu sein.“

NIA Stefan MisentaStefan Misenta, Universität Witten-Herdecke: „Wir haben viele Informationen bekommen, an sonst nicht so leicht zugänglich sind, zum Beispiel: Wie finanziert man eine Praxis? Mit welchen Kosten muss man rechnen? Wie ist der Weg zu einer eigenen Praxis? Wie führt man diese? Das sind Fragen, die man hat, wenn man sich mit dem Thema Niederlassung näher beschäftigt. Ich fand es gut, diese Informationen aus erster Hand zu kommen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.“

Annika Horstmann, neuntes Semester, Ruhruniversität Bochum, schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit: „Mir hat gut gefallen, dass NIA Annika Horstmann es so viele praxisnahe Informationen gab. Als Noch-Studentin, mit Aussicht darauf, auch einmal als Landärztin zu arbeiten, finde ich es schön zu wissen, das unterschiedliche Werdegänge zum Ziel führen können.  

Hilfreich war, dass man darauf hingewiesen wurde, woran man alles denken muss und wie wichtig Netzwerken ist und welche Netzwerke es alles gibt. Ich fand es toll, dass man alle Referentinnen und Referenten auch im Nachhinein noch ansprechen konnte.“

Charlotte Singer, Universität Witten-Herdecke: „Ich fand es sehr spannend und sehr inspirierend. Gerade der Vortrag von Dr. Sara Schürmann hat mich als weibliche Studierende begeistert. Es war schön zu hören, dass man auch über Umwege zu diesem Beruf kommen und dann so viel selbst gestalten kann. Und natürlich, dass dieser Beruf so familienkompatibel ist. Das ist schön und wichtig.“

Hier gibt es weitere Informationen zur Nachwuchsinitiative.

Informationen zu allen Fortbildungen und zum Gesamtprogramm des dreitägigen Hausärztetages Westfalen-Lippe gibt es über eine eigene Website:
www.hausaerzteverband-wl.de/hausaerztetag

Fotos: Thomas Hauss