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Hausarzt werden

Spannung. Anerkennung. Vertrauen.

„Weiterbildung der Weiterbilder sollte Pflicht werden“

Das Thema Weiterbildung liegt Dr. Regina Beverungen aus Lüchtringen bei Höxter am Herzen. Ihre Praxis ist seit 2009 Lehrpraxis der Uni Göttingen und der Uni Bochum. Mit Dr. Maike Stein hatte sie 2014 ihre erste Ärztin in Weiterbildung in der Praxis, die mittlerweile als Hausärztin bei ihr arbeitet. Sie selbst bildet sich auch regelmäßig fort und würde sich wünschen, dass dies verpflichtend wird.

Frau Dr. Beverungen, Sie haben sich der Weiterbildung verschrieben und haben auch den Kodex Ambulante Weiterbildung unterzeichnet. Mit einer Registrierung verpflichten sich weiterbildende Hausärztinnen und Hausärzte freiwillig, Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung eine sichere wirtschaftliche Grundlage und eine strukturierte Weiterbildung zu bieten. Warum ist Ihnen das Thema Weiterbildung und auch der Kodex Ambulante Weiterbildung so wichtig?
Die Verpflichtung zu unterschreiben war mir wichtig. Die Qualitätsstandards des Kodex sind entscheidend für eine gute Weiterbildung. Eigentlich sollten die Punkte wie gute Bezahlung, regelmäßige Weiterbildungsgespräche oder Leitlinienorientierung selbstverständlich sein, sind sie aber anscheinend noch nicht. Aber das wird kommen, da bin ich mir sicher. Der Nachwuchs wird das auch einfordern. Die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung (AIW) – ich hatte meine erste AIW im Jahr 2014 – wissen schon, was sie wert sind.

In dem Punkt hat sich in den vergangenen Jahren einiges geändert. Auch die Work-Life-Balance ist für die Nachwuchsmediziner von heute ein wichtiges Kriterium.
Gerade bei den Arbeitszeiten sind wir anders kultiviert worden. Aber das ist jetzt so und ich finde es auch gut und richtig. Noch wichtiger als den Kodex halte ich allerdings die Weiterbildung der Weiterbilder. Ich bilde mich regelmäßig bei den „Train the Trainer“-Seminaren des Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin Westfalen-Lippe fort und erfahre dann dort, ob ich auf dem neuesten Stand bin. Das sollte für alle Weiterbilder Pflicht werden. Dafür werde ich kämpfen.

Was hat sich im Bereich der Weiterbildung in den vergangenen Jahren geändert?
Das Thema ,qualifiziertes Feedback geben` spielt heute eine viel größere Rolle.  Ich selbst musste das üben. Denn früher hatte ich die Einstellung: Was gut ist, muss ich doch nicht loben. Aber die Grundstruktur, qualifiziertes Feedback geben zu können, bringe ich natürlich mit und meine Mitarbeiter profitieren auch davon. Rückmeldungen sind notwendig. Manchmal reicht ja auch schon ein kurzes Feedback in Form von einem Lob oder auch Kritik. Es muss ja nicht immer ein langes Gespräch sein. Früher war es dagegen selbstverständlich, dass man sich gewisse Dinge selbst erarbeitet. Ich hätte mir zum Anfang meiner Karriere Anfang der 90er-Jahre mehr qualifiziertes Feedback gewünscht.

Haben sich auch die Nachwuchsmediziner verändert?
Die jungen Leute bringen heutzutage deutlich mehr Fähigkeiten mit, was Sprache und Kommunikation mit dem Patienten angeht. Von den Studierenden, PJlern oder AIW, die zu mir kommen, kann ich auf diesem Gebiet eine Menge lernen. Wir sind seit 2009 Lehrpraxis und man merkt deutlich, dass die Studierenden im Bereich Kommunikationsfähigkeit fitter werden. In der Uni Göttingen ist dies seit ein paar Jahren auch Teil des Lehrplans.

Sie sind Lehrpraxis der Uni Göttingen und auch der Uni Bochum sowie Teil des Weiterbildungsverbundes Höxter, den Hausärzte, Krankenhäuser, die Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Kreis Höxter 2018 gegründet haben. Ziel ist es Studienabsolventen, weiter zu helfen, welche die Approbation in der Tasche haben und Hausarzt werden wollen.  
Ich finde, das ist eine tolle Sache. Haupttreiber war damals der Kreis Höxter und wir stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Wir wollen damit vor allem Studienabsolventen ansprechen, die ursprünglich aus der Region kommen und ihnen die Rückkehr schmackhaft machen.

Sie selbst mussten gar nicht zur Rückkehr überredet werden. Sie kommen aus Lüchtringen, einem 3000-Seelen-Ort, der zu Höxter gehört, und haben sich damals entschieden, auch Ihre Praxis dort zu eröffnen. Was schätzen Sie am Landarzt-Dasein.
Die hohe Bindung, die man zu den Patienten hat, schätze ich sehr. Der Patient kommt einmal zu mir und bleibt dann auch in meiner Praxis. Hier gibt es dieses Doctor Hopping wie in den Städten nicht.

Dr. Regina Beverungen ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und hat eine Hausarztpraxis in der Gemeinde Lüchtringen kurz vor der niedersächsischen Grenze. Sie ist Lehrbeauftragte am Institut für Allgemeinmedizin an der Universitätsmedizin Göttingen, wo sie auch studiert hat. Ihre Praxis ist Lehrpraxis der Uni Göttingen sowie der Uni Bochum.

Dr. Regina Beverungen ist Mit-Gründerin des Weiterbildungsverbunds Höxter und leitet in Höxter einen Pharmakotherapie-Qualitätszirkel (PTQZ). 

 

Kodex Ambulante Weiterbildung:
Qualitätsstandards für Weiterbilder und Ärzt*innen in Weiterbildung

Der Deutsche Hausärzteverband hat mit dem "Kodex für die freiwillige Selbstverpflichtung zur Einhaltung von Qualitätsstandards für weiterbildende Praxen im ambulanten hausärztlichen Bereich (QahB)" einen bundeseinheitlichen Kriterienkatalog erstellt, um die allgemeinmedizinische Weiterbildung im ambulanten Bereich stärker zu strukturieren.  

Mit einer Registrierung verpflichten sich weiterbildende Hausärztinnen und Hausärzte freiwillig, Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung eine sichere wirtschaftliche Grundlage und eine strukturierte Weiterbildung zu bieten. Dies beinhaltet beispielsweise folgende Punkte: 

  • ein Gehalt in Anlehnung an den jeweils gültigen Tarif für kommunale Häuser
  • 30 Urlaubstage pro Jahr
  • 5 Fortbildungstage pro Jahr
  • regelmäßige Weiterbildungsgespräche
  • Leitlinienorientierung  

Der KODEX sorgt für mehr Transparenz in der ärztlichen Weiterbildung und bietet gleichzeitig Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung und weiterbildenden Hausärztinnen und Hausärzten eine klare Orientierung